Freundlichkeiten in Corona-Zeiten

Helga Salz, Jünkerath

Zahlreiche schöne Plätze in unserem Vulkan-eifelkreis laden die Menschen ein, sich hier zu einem Gedankenaustausch - vielleicht bei einem Eis oder einem Kaffee - zu treffen, sich angeregt zu unterhalten oder in harmonischer Umgebung einfach nur die Seele baumeln zu lassen. Erfreulicherweise sind in den letzten Jahren noch neue Anlagen hinzugekommen,

so etwa am Kyllufer in Gerolstein, was zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt geworden ist.

Große Anziehungskraft üben auch kulturelle Veranstaltungen in Bürgerzentren und Kirchen aus. Ich denke da unter anderem an die allsommerlich stattfindende Konzertreihe in der Klosterkirche zu Niederehe, wenn Künstler

mit ihren Darbietungen auf der Königorgel ihr großes Können zeigen und die Zuhörer mit geistlicher Musik erfreuen. Das sonnige Wetter der beiden letzten Jahre begünstigte zudem das Zusammensein aufgeschlossener Menschen an all diesen schönen Orten. Aber dann kam dieser Virus.... Zu den neuen Treffpunkten wurden auf einmal zwangsläufig die großen Parkplätze vor den Supermärkten, wo man sich artig hinter seinem Einkaufswagen aufstellte und - natürlich in vorgeschriebenem Abstand zu den anderen und mit Mundschutz versehen - brav auf Einlass wartete.

Drinnen erschien es mir manchmal so, als hätte ein neuer Zeitgeist das Zusammenleben und den Umgang miteinander positiv verändert. Man begegnete sich nachsichtiger, geduldiger und freundlicher als in den vorherigen Zeiten. Ein spontanes Lächeln, das mir unerwartet auch von Fremden geschenkt wurde, war eine Überraschung und wurde beim selten gewordenen Einkauf zu einem kurzen Glücksmoment. Es versöhnte ein wenig mit den Corona bedingten Widrigkeiten im Alltag. Ich lächelte dankbar zurück und empfand die eingeschränkte Bewegungsfreiheit auf einmal nicht mehr als so belastend, alle anderen waren ja ebenso betroffen. Aber leider traf man auch auf Mitmenschen, die ihre Schwierigkeiten mit der Situation hatten. So wurde ich zu Beginn der Einschränkungen Zeugin eines kleinen Zwischenfalls im Jünkerather Einkaufszentrum. Ein älterer Herr schob seinen Einkaufswagen achtsam an den Regalen vorbei, in angemessenem Tempo und in gehörigem Abstand, ohne jemand anderen zu behindern. Ihn überholte eine sichtlich auf ein jugendliches Erscheinungsbild bedachte Mittfünfzigerin. Vor ihm angekommen blieb sie abrupt stehen, wandte sich zu ihm um und fuhr ihn aus heiterem Himmel in empörtem, vorwurfsvollen Ton an: „Alte Leute gehören nicht auf die Straße!" Der so Angegriffene blieb ganz ruhig. Er richtete sich auf, schaute mild auf sie hinunter und antwortete mit zustimmendem Nicken: „Ja, dann halten Sie sich auch daran und bleiben zuhause!" Ohne zu antworten, drehte sich die Dame mit einer heftigen Bewegung wieder um und verließ eiligst den Ort.

Das alles in einer Zeit, in der den Menschen viel Geduld, Umsicht und Achtsamkeit abverlangt wurde; alle hoffen auf eine Lockerung der notwendigen Schutzmaßnahmen. Auch mir erscheint eine Rückkehr zu mehr Normalität und selbstverständlichem Zusammenleben bei Treffen auf den heute so verlassenen Plätzen in unserem schönen Landkreis wünschenswert.

Wie alle hoffe ich auf eine unbeschwerte und friedvolle Zukunft.