Ein besonderer Musiksommer trotzt Corona

Siegfried Czernohorsky, Daun

Die Coronakrise bedeutet erhebliche Einbrüche in allen Bereichen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft und hat einschneidende Konsequenzen für unser aller Leben. Während und nach der Coronakrise ist vieles nicht mehr so wie zuvor. Wie lange diese Ausnahmesituation wohl noch dauern wird? Bei all den übergroßen, globalen Problemen werden kleine „Randgruppen" häufig vergessen, obwohl sie doch zu unserem Alltag gehören und wir ihr Tun nicht missen wollen. Zu diesen gehört die kleine Schar der freischaffenden, professionellen Musikerinnen und Musikern, die von ihrer Musik leben und für die Musik ihr Leben ist. Auch in der Vulkaneifel gibt es ausgezeichnete Musiker, die wegen der Krise plötzlich vor dem Nichts standen. Die meisten von ihnen werden nur dann für ihre Auftritte bezahlt, wenn diese

auch stattfinden. Da jedoch Konzerte nicht stattfinden können, die meisten Restaurants nur eingeschränkt den Betrieb aufgenommen haben, die Ferienparks zwar geöffnet sind, Unterhaltungsprogramme jedoch nicht angeboten werden können, sah und sieht es für sie düster aus. Förderprogramme des Bundes und der Länder sind zwar eine kurzfristige Überbrückungshilfe, aber keine hinreichende Lösung. Neben der Hoffnung, dass sich die Lage zunehmend normalisieren wird, sind die Musiker auf die Unterstützung ihrer Mitmenschen in der Vulkaneifel angewiesen. Gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe" hat daher der Lions Club Vulkaneifel im Juni 2020 geschlagen: Mit dem „Lions-Musiksom-mer" für Altersheime bot der Club eine kleine Open-Air Konzertreihe an insgesamt sechs Standorten an, um vor allem ältere Menschen

mit unterhaltsamer Musik eine Freude zu bereiten. Ältere Menschen, die in einem Pflegeheim oder einer Seniorenresidenz untergebracht sind, kamen dank der Initiative in den Genuss von exzellenter Live-Musik. So wurde ihr von Kontaktbeschränkungen geprägter Alltag etwas angenehmer und abwechslungsreicher. Die Konzerte fanden an der frischen Luft statt, das Publikum konnte auch von Balkonen und Fenstern aus zuhören und damit die zu ihrer eigenen Sicherheit geltenden Abstandsregeln einhalten. Gleichzeitig wurde professionellen Musikern aus der Region eine Bühne geboten, auf der sie ihr Können unter

und Gabriella Anna Homa (Gesang) im Maternus Stift in Gerolstein. Sie setzten das Programm in der St. Christophorus Hausgemeinschaft in Pelm und im Maternus Seniorencen-trum Katharinenstift in Hillesheim fort. Das aus Ungarn stammende und heute in Manderscheid lebende Musikerpaar, deren Sohn Enrico Noel Czmorek als Ausnahmetalent im Klassiksektor gilt, bot den Zuhörern ein breit gefächertes Repertoire anspruchsvoller Unterhaltungsmusik - unter anderem mit bekannten Titeln von Louis Armstrong und Leonard Cohen und auch von Sarah Connor. Das Duo Jazzy war bereits mit Soloprogrammen

Manderscheid mit Piano and Voice. © Lions Club Vulkaneifel

Beweis stellen durften. Die Idee ist ebenso einfach wie gut umsetzbar und greift eine etwas aus der Mode gekommene Konzertform - so Angelika Koch in ihrem Beitrag im Trierischen Volksfreund - wieder in Ansätzen auf: das Platzkonzert. Den Auftakt machte das Duo „Jazzy" mit Johnny Bennett Czmorek (Keyboard, Klavier)

in diversen Shows auf der Bühne vertreten. Auch Auftritte an Bord von Kreuzfahrtschiffen oder in internationalen Spitzen-Hotels gehörten bislang zum Profi-Musikerleben der Manderscheider.

Die Bewohner im Haus Luzia in Manderscheid und im Haus Burgberg in Lissendorf durften sich an der Musik von „Piano and Voice"

erfreuen. Yvonne Cobau (Gesang) und Thomas Probst (Piano) machen seit vielen Jahren gemeinsam Musik in unterschiedlichsten Formationen (z.B. „Piano and Voice meets Sax"). Yvonne Cobau ist nach ihrer Ausbildung in Berlin in Gesang, Tanz / Musical sowie Schauspiel seit 1996 in zahlreichen Musikprojekten in Deutschland und Europa unterwegs. Die beiden boten unterhaltsame Nachmittage mit vorzüglicher Musik - von Elvis Presley über Hildegard Knef („Für mich soll's rote Rosen regnen") bis zu Caterina Valente. Ein wunderbares Erlebnis nicht nur für die Bewohner der Seniorenhäuser, die der Musik auch in ihren Zimmer lauschen konnten, sondern auch für Nachbarn und Passanten! Im Haus Kylltalblick in Jünkerath bot Uli Nonn am Saxophon einen abwechslungsreichen musikalischen Nachmittag und brachte nicht nur mit seiner ausgezeichneten musikalischen Darbietung, sondern auch mit seinen kurzweiligen Moderationstexten Freude und Frohsinn in das Seniorenheim. Die Bewohner belohnten ihn zu Recht mit Bravo-

Rufen, überschwenglichem Lob und viel Applaus. Uli Nonn, ein bundesweit anerkannter Saxophonist, arbeitete lange Jahre als Saxophonist bei seinem „musikalischen Ziehvater" Günter Noris in dessen Big-band. Heute ist er, neben seiner Tätigkeit als freiberuflicher Musiker als Dozent an der Musikschule Landkreis Vulkaneifel in Daun tätig. Auch wenn diese kleine Konzertreihe nur einen bescheidenen Beitrag zur Bewältigung der unvorstellbar großen Herausforderungen der Corona-Pandemie leisten konnte, so sind die Organisatoren mit dem Ergebnis mehr als zufrieden: Große Freude, Begeisterung und auch Rührung spiegelte sich in den Gesichtern und im vielfachen Mitmachen und Applaus der Bewohner und Pflegekräfte wider, die so ein Intermezzo vom Pflegealltag erleben konnten.

Auch die Musiker waren angetan: „Da kümmert sich jemand um uns und gibt uns die Möglichkeit, das zu tun, wofür wir leben: zu musizieren und so Menschen eine Freude zu machen."

Hillesheim mit Jazzy-Johnny und Gabriella. © Lions Club Vulkaneifel