Eiserne Profess - Ein Leben für Gott und für die Mitmenschen

Anita Adams, Kirchweiler

12. März 2020.

Meine Nachbarn haben mich eingeladen, mit ihnen zur Feier der Eisernen Profess ihrer Schwester und Tante in den Westerwald zu fahren.

Corona ist ein Thema in den Nachrichten, aber es gibt noch keine Einschränkungen, also machen wir uns mit zwei Autos - außer der Kirchweiler Verwandtschaft sind noch eine Kusine und eine Alterskollegin der Jubilarin aus Hinterweiler dabei - von Kirchweiler auf den Weg nach Dernbach.

Dort lebt Schwester Helmtrudis, geb. Marianne Philippi, im Seniorenzentrum St. Josef. Ich kenne die Ordensschwester von ihren Heimatbesuchen und bin mit ihr vor ein paar Jahren noch auf den „Beuel" (Felsformation mit einem Kreuz, Wahrzeichen von Kirchweiler) geklettert, wo sie mir von ihrer Kindheit und Jugend erzählt hat: am Beuel hat sie früher die Ziegen gehütet... Marianne wollte gerne Hebamme werden, fügte sich aber dem Wunsch ihres Vaters und begann eine Haushaltslehre in dessen Heimat im Orden der „Armen Dienstmägde Jesu Christi". Als sie einer Schwester bei der Krankenpflege half, fand die junge Frau ihren Beruf und ihre Berufung. „Worte bewegen - Beispiele reißen mit!" wird der Pfarrer später in seiner Ansprache sagen. Marianne Philippi trat 1952 in den Orden ein und legte am 25. März 1955 ihre ersten Gelübde ab. Nach ihrer Ausbildung in der Krankenpflege arbeitete sie in Zell, Wiesbaden und Leun und ab 1986 in Wirges im Westerwald. Auf der Homepage der Pfarrei ist zu lesen: „Viele Jahre hat Schwester Helmtrudis Philippi in der Pfarrei St. Bonifatius Wirges unermüdlich gewirkt und die Pfarrei mitgeprägt, zunächst als Leiterin der Caritas-Sozialstation und später als Mitarbeiterin mit pastoralen

Aufgaben in der Pfarrei. Ihr lag besonders die Sorge um Kranke und Sterbende und ihre Angehörigen am Herzen, sowie die Sorge um alte Menschen.

Überall wo sie gebraucht wurde, war sie zur Stelle. Mit großer Freude kümmerte sie sich auch um den Blumenschmuck in der Pfarrkirche."

Insgesamt fünf Schwestern dürfen heute in der Kapelle des Seniorenzentrums ihr Ordensjubiläum feiern.

Schw. Helmtrudis, die über Jahrzehnte hinweg kranke Menschen gepflegt hat, bedarf nun selbst der Pflege und sitzt im Rollstuhl. Zur Eröffnung singen wir „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren". Die drei Seelsorger der Pfarrei, Pfr. Ralf Plogmann, Pfr. Winfried Karbach und Father Robert Butele, gestalten einen feierlichen Gottesdienst und

würdigen das Wirken der Jubilarinnen. Bei Schw. Helmtrudis fällt die Laudatio etwas länger aus, denn schon 1991 kamen Pfarrer Plogmann und Pfarrer Karbach in die Pfarrei St. Bonifatius und sie kennen die Schwester durch deren Arbeit in der Gemeinde recht gut. Die Beiden werden auch später mit uns zu Mittag essen und sich über eine Dose Eifeler Spritzgebäck freuen.

Bei der Gratulation überreichen die Pfarrer jeder Jubilarin eine rote Rose. Schwester Helm-trudis freut sich sehr darüber, denn sie liebt Blumen.

Nach dem Schlusslied „Segne du, Maria" nimmt ein Chor, der überwiegend aus den Mitarbeiterinnen des Seelsorgeteams besteht, an der Seite der Kapelle Aufstellung. Alle halten ein weiß-gelbes Fähnchen in der Hand, auch die Pfarrer und Schw. Helmtrudis. Und dann stimmen Akkordeonklänge einen Karnevalsschlager von Thomas Neger an: „Wir alle, wir leben im Schatten des Doms". Eine umgedichtete Version dieses Liedes scheint in der Pfarrei bekannt zu sein, denn auch die Schwester schwenkt freudig ihr Fähnchen mit als Pfarrer Plogmann mit kraftvoller Stimme, unterstützt vom Chor, zu singen beginnt:

„Wir alle, wir leben im Schatten des Doms. Pfarrer Plogmann singt mit uns ein Halleluja.

Wir halten unsre Fahnen schwenkend hoch in den Wind.

Und danken, dass wir Gast auf Erden sind.

1. Fünfundsechzig Jahre diente sie gern als ADJC, als Dienstmagd des Herrn. Unter Gottes Segen hat sie stets gelebt und viel mit uns in der Pfarrei bewegt.

2. Unsrer Schwester Helmtrudis gratulieren wir, wünschen nur das Beste - heute und hier - und wir hoffen, dass morgen und an jedem Tag sie Gott behüten und begleiten mag." Nach dem Mittagessen besuchen wir das Museum des Ordens. Dort kann man sich auf die Spuren der 2018 von Papst Franziskus heilig gesprochenen Ordensgründerin Katharina Kasper begeben und erfährt, wo und wie die Ordensschwestern weltweit tätig sind.

Als wir ins Seniorenzentrum zurückkommen, wartet man schon mit Kaffee und Kuchen auf uns. Wir verabschieden uns anschließend von Schwester Helmtrudis, für die ihr Ehrentag schön, aber auch anstrengend war. Mir wird dieser Tag nicht nur als Fest der Eisernen Profess in Erinnerung bleiben, sondern auch als der Tag des vorläufig letzten „normalen" Gottesdienstes, mit vollen Kirchenbänken und Gesang.

Denn ein paar Tage später werden die Gottesdienste abgesagt und die Schulen und Geschäfte müssen schließen.