Fußball mal ganz anders

Sensationeller Coronabericht aus dem Altenheim

Annemarie Pinn, Gerolstein-Roth

Ende Mai erhielt Oma einen Anruf von unserer Großtante aus dem Altenheim in Trier. An der schwungvollen und starken Stimme von Tantchen hörte Oma schon heraus, dass eine gute Nachricht auf sie zukam. - „Du glaubst nicht, was mir passiert ist", sagte die 88-jährige: „ Wir haben da eine an Demenz erkrankte Dame im Haus, welche immer wegläuft. Dann muss das Pflegepersonal sie überall suchen, sogar im Park hinter sämtlichen Büschen. Doch gestern als ich auf meinem Keyboard Früh-

lingslieder spielte, war es meine Musik, die sie bestimmt angelockt hat. Sie kam in mein Zimmer und fasste spontan alles an, was sich nicht wehrte. Da hatte ich eine Blitzidee um die arme Frau abzulenken! Froh rief ich ihr entgegen: „Komm jetzt spielen wir Fußball!" Ich schnappte mir ein dickes Wollknäuel aus meinem Handarbeitskorb und sagte aufmunternd zu ihr:„Das ist unser Fußball", und mit dem Finger zur Tür zeigend:,, Das ist dein Tor und hinter mir die zwei Stühle, das ist mein

Tor. Da sollst du tüchtig rein ballern!" Da wurde die Dame sowas von munter und mobil, so erzählte Oma, dass unserem Tantchen Hören und Sehen verging. Schnell merkte sie, dass ihr Gegenüber weit mehr Kondition hatte als sie selbst. Nach kurzer Zeit führte die Dame schon mit 15 zu 6. Als Tantchen die Luft weg blieb, sackte sie atemlos in den nächsten Sessel und rief: „Halbzeit - jetzt ist Halbzeit!" Im nächsten Moment erblickte sie hinter ihrem

Gegenüber am Türrahmen das Pflegepersonal, das sich schon gefragt hatte, wo Oma abgeblieben war. Diese spendeten Tantchen und der Dame als ihr erster Fanclub spontan riesigen Applaus.

Oma sagte aufmunternd am Telefon zu Tantchen:„Donnerwetter, da hattest Du aber eine super Idee und dabei noch ein gutes Werk getan. Auch für dich ist es gutes Training um fit zu bleiben."