Gerolsteiner Kirmesplatz, einst und jetzt - Treffpunkt für Jung und Alt

Clara Zins-Grohe, Gerolstein

Gerolsteiner Anna-Kirmes: ein Fest mit langer Tradition, zum Gedenken an die Einweihung unserer Pfarrkirche, auf das wir uns als Kinder sehr freuten.

Verwandte kamen zu Besuch. Kirmeskuchen wurde gebacken.

Wenn ich zurückdenke an die 1960-er bis 70er Jahre, habe ich den Geruch von gebrannten Mandeln, Zuckerwatte und Reibekuchen in der Nase. Überall blinkten bunte Lichter, und die Schausteller machten mit Musik und flotten Sprüchen lautstark auf sich aufmerksam. Warenhändler, Buden, Karussells, „Knupps-autos", Losverkäufer, Riesenrad und mein Lieblingsfahrgeschäft „Reiffs Schiffsschaukel" drängten sich dicht an dicht auf dem Gerolsteiner Kirmesplatz. Es war ein Fest für die ganze Familie, und auch die Schausteller waren meist Familienbetriebe. Manche Herzen fanden sich bei einer Autoscooterfahrt. Für die kleinen Jungs war es das Größte, in einem Feuerwehrauto oder Polizeiauto die Runden

im Kinderkarussell zu drehen. Ponys drehten geduldig stundenlang Runde um Runde. Was blieb ihnen auch anderes übrig? Über Tierschutz machten sich damals leider nur wenige Menschen Gedanken. Hundert Jahre vorher bestand der Rummelplatz überwiegend aus Warenhändlern, Artisten und Jongleuren. Es wurden außergewöhnliche Tiere, Menschen und Objekte ausgestellt, Zähne gezogen, in Wahrsagekarten und Glaskugeln geschaut und Theaterstücke aufgeführt. Gebannt schauten die Kinder dem Flohzirkus zu. Die Schausteller präsentierten der Öffentlichkeit auch oftmals die neusten technologischen Erfindungen. So gab es 1896 auf den Jahrmärkten die ersten Kinovorführungen.

Im 19. Jahrhundert gehörten dann Karussells, Schaukeln, Wurfbuden und Schießstände dazu. Die Besucher wurden aktiver. Diese klassischen Buden werden heutzutage immer rarer. Größer, höher, schneller und gewagter

Entenrennen auf der Kyll

heißt die Devise. Um die fliegenden Bauten zu betreiben, sind Millioneninvestitionen notwendig. Die Neuheiten im Fahrgeschäftssektor überschlagen sich.

Was geblieben ist, ist der traditionelle Fassanstich durch den Stadtbürgermeister mit Live-Musik. Die kleine, gelbe Plastikente, nach der ich früher neben der Losbude so gerne geangelt habe, gibt es auch noch. Sie wird zu Hunderten auf der Kyll für einen guten Zweck ins Rennen geschickt.

Hinzugekommen ist ein wunderschönes Feuerwerk der Schausteller am Familientag.

Fassanstich mit Stadtbürgermeister Uwe Schneider

Fotos von Freddy Lange: Kirmes in Gerolstein 1968 und 1970; mit herzlichem Dank an Rainer Nowotny, der die Fotos zur Veröffentlichung an dieser Stelle zur Verfügung stellte