Kyllwiese Mürlenbach -Frühling 2020

Bastiaan Verhörst, Mürlenbach

Guten Morgen, mein Name ist Bastiaan Verhörst. Ich bin heute euer Wanderführer. Es ist genau halb elf und ich glaube ihr seid alle da. Kann jeder mich zuhause hören? Habt ihr auch alle ein gutes Bild? Aha, alle Daumen nach oben, wunderbar. Im Namen des Eifel-vereins Mürlenbach heiße ich euch herzlich willkommen auf unserer digitalen Wandertour. Die zweite virtuelle Wanderung, wobei ihr zuhause Corona-frei, alles mitmachen könnt. Während der ersten Tour haben wir schon gemerkt, dass insbesondere Wanderer aus anderen Bundesländern diese neue Weise des gemeinsamen Spazierens genutzt haben. Und heute haben wir sogar zwei Gäste aus der Schweiz dabei, die virtuell mit uns wandern werden. Willkommen... Moment! Ihr braucht zuhause das Laufband noch nicht einzuschalten. Ich erkläre erst mal, wo wir uns jetzt befinden.

Diesen Platz hier nennt man: Die Kyllwiese. Wenn ich die Kamera langsam drehe, dann seht ihr, dass von einer Wiese gar nicht die Rede sein kann! Die richtige Kyllwiese liegt 50 Meter entfernt. Ich kann mich noch sehr gut an meine erste Wanderung mit dem Eifel-verein Mürlenbach erinnern. „Wir sammeln uns auf die Kyllwiese", stand im Blättchen. Es war - wie gesagt - das erste Mal, dass ich vor hatte mitzugehen. Und so wartete ich geduldig auf der Kyllwiese; ich vergrößere das Bild der Kamera für euch. Also da habe ich gestanden und gewartet. Ich fand es schon ein bisschen komisch, dass niemand sich meldete, bis ich auf dem Parkplatz, also hier, Leute mit Rucksäcken sah. Mit einem Spurt war ich noch genau rechtzeitig da, um mich an der Gruppe anzuschließen. Dieser Parkplatz spielt eine zentrale Rolle im Alltag von Mürlenbach. Alle Wanderungen vom Eifelverein starten und enden hier. Aber

auch der Karnevalsumzug endet hier. „Bevor wir ins Bürgerhaus gehen, feiern wir erst noch schön auf der Kyllwiese", und jeder weiß dann, was damit gemeint ist. Ganz früher wurde auf der ,echten' Wiese groß gefeiert und zwar in einem riesigen Zelt. Passt auf, heute wird Karneval auch noch gefeiert, aber nicht mehr mit fantasiereichen Motivwagen, sondern mit schön geschmückten Schubkarren. Und das geschieht nicht mehr wie damals auf der Kyllwiese, sondern hier vorne auf dem Parkplatz, den man jetzt zur Vereinfachung Kyllwiese nennt.

Hinten auf dem Parkplatz stehen die Glascontainer und seit Anfang des Jahres auch die Biocontainer. Hier treffen sich Leute und regen sich auf über die unhygienische Unordnung am Biocontainer. Der kleine Pavillon mit seinen Bänken hier ist die Bushaltestelle. Von Montag bis Freitag fahren von der ,Kyllwiese' die Kinder mit dem Bus in die Grundschule. Die Mütter und Omas stehen nachher noch eine Weile zusammen und reden über Kinder, Kirche, Corona... Entschuldigung, standen muss ich jetzt sagen. Seit kurzem fahren keine Busse mehr von hier. Die Kinder werden zuhause unterrichtet. Und auch die Jugendlichen abends mit Musik und Zigaretten auf der Kyllwiese oder besser gesagt in der Bushaltestelle gehören der Vergangenheit an.

Wie ein Virus das Leben doch auf den Kopf stellen kann!

Wenn ich die Kamera wende, dem Pavillon gegenüber seht ihr den Kartenautomat für die Bahn. „Außer Betrieb" steht darauf. Daneben das Billboard, an dem die Aktivitäten der Region hängen - hingen! Es ist die Frage, ob wir uns in der Zukunft überhaupt noch auf großen Veranstaltungen treffen dürfen.

Und das Aufstellen des Maibaums, was natürlich auch hier auf dem Parkplatz stattfand, mit Musikverein und Bierstand. Kommen die alten Zeiten wieder zurück oder bleiben wir nur noch virtuelle Bewohner in unserer Welt? Es kann doch nicht so sein - nein, darüber

werden wir jetzt nicht weiter reden. Ich wollte nur erklären, liebe Wanderer, dass dieser Platz, diese Kyllwiese, eine zentrale Rolle im Leben der Mürlenbacher spielte. Und jetzt geht es los. Wir wandern Richtung Bertradaburg.