Der Graf-Mirbach-Platz in Hillesheim

Felicitas Schulz, Hillesheim

Die historische Vergangenheit Hillesheims ist eng mit dem Namen der Familie Mirbach verbunden. Ein noch erhaltener Wappenstein aus dem Jahre 1479 bezeugt den unaufhaltsamen Aufstieg des geadelten Bauerngeschlechtes zu Macht und Reichtum.

Dem alt eingesessenen Eifeler Rittergeschlecht der Grafen von Mirbach, seit 1370 unter diesem Namen bekannt, gehörten zahlreiche Höfe, Güter und Besitzungen in den Nach-barörfern und besonders in Hillesheim. Um Einfluss und Ansehen zu erlangen, verdingten sich die Mirbacher Grafen bei ihren Landesherren zur Vermehrung ihrer Besitztümer. Im Jahre 1479 verpfändete der Erzbischof von Trier Claes von Mirbach die Stadt Hillesheim und ernennt ihn zum Amtmann der Stadt „Hil-lißheim mit Zugehörungen". Die Gestaltung des Platzes hängt mit dem im Jahre 1964 anlaufenden Bundesprogramm für „Studien- und Modellvorhaben zur Erneuerung der Städte und Dörfer" zusammen. Dem Architekturbüro Sittman in Kronberg / Taunus

Altes Pfarrhaus. © Magda Heinrich

wurde die Planung und Betreuung übertragen. Das erwies sich in Zusammenarbeit mit den Ortsplanern als ein sehr guter, flexibler Rahmenplan. Der geräumige Graf-Mirbach-Platz vor der Katholischen Pfarrkirche entstand im Rahmen der Ortskernsanierung, die auf der anderen Seite auch den Abriss nicht mehr sanierungsfähiger Gebäude bedingte. Dazu gehörten u. a. eine Bäckerei, Schusterei, Gastwirtschaft, Wohnhäuser, Stallungen und das alte Pfarrhaus. In einem Visitationsprotokoll ist festgehalten: „Erbaut wurde das Pfarrhaus nach dem großen Brand im Jahre 1689, der neben vielen Wohnhäusern und Stallungen auch Kirche und Pfarrhaus zerstörte. 1713 wird das neue Pfarrhaus erwähnt und 30 Jahre später taucht der Vermerk auf, dass der Pastor es auf eigene Kosten hatte errichten lassen. Im Jahre 1887 soll das Haus noch in gutem Zustand gewesen sein. Um 1930 stand es zum Verkauf, da in der Wiesbaumerstraße, heute Kölnerstraße, der Pastor gegenüber vom Amtsgericht das Wohnhaus der Familie Schlags erwarb." Der Abriss des alten Pfarrhauses geschah in den 70-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts im Zuge der Sanierung zur Europäischen Beispielstadt.

Nach Beendigung der Arbeiten in der Altstadt und der Verleihung des Titels „Europäische Beispielstadt" im Jahre 1981/82 ist der Platz ein Treffpunkt für Bewohner und Touristen. Er ist harmonisch ausgestattet mit Sitzgruppen, bunt bepflanzten Blumenkästen und einem Brunnen aus Natursteinen. Der 16 m hohe Zunftständer mit 40 Wappen wurde von der Freiwilligen Feuerwehr in 750 ehrenamtlichen Arbeitsstunden erbaut. Anlässlich der Wiederverleihung der Stadtrechte im Jahre 1993 erfolgte offiziell die Übergabe an die Stadt. Der als Rohrkonstruktion erstellte Zunftständer zeigt drei dominierende Wappen: links

Tant Bäbchen hat Geburtstag, 2005 mit den Spielleuten zu Hillesheim

Fronleichnamsaltar. © Stefanie Peters

das Stadtwappen mit Wolfsangel, rechts das ehemalige VG-Wappen mit Hirschgeweih und oben das Feuerwehrwappen. Die Idee zur Schaffung eines zentralen Punktes auf dem Marktplatz durch Erbauung eines Zunftbaumes war schon in den Anfängen der Sanierung entstanden. Die bedeutendsten Hillesheimer Zünfte waren Gerber, Weber, Sattler, Wirte und Tucher. Die allgemeine Zunftgerichtsbarkeit beinhaltete die ordentliche Ausbildung der Handwerker, die Überwachung der Qualität und Maßnahmen gegen unlauteren Wettbewerb sowie soziale und religiöse Aufgaben.

Die Gebäude auf dem Graf-Mirbach-Platz sowie in der gesamten sanierten Altstadt ließ Städteplaner Sittmann als Ausdruck von Lebendigkeit nach einem Farbenleitplan mit Erdfarben anstreichen. Dazu gehören Gelbtöne, Taubenblau, Altrosa, Kupferrot bis hin zu Grün- und Blautönen.

Jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat wird der Graf-Mirbach-Platz seit Jahrzehnten als Frischemarkt und Krammarkt genutzt. Bei kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen wie Fronleichnam, Martinsfeuer, Krippenspielen, Weihnachtsmärkten, Oldtimer-Events, Verkaufsaktionen, Kinderbelustigungen, Musik-

und Theatervorführungen dient er als willkommene Präsentationsfläche und wird dann von zahlreichen Besuchern mit Leben gefüllt.

Der 1993 aufgestellte Zunftbaum