Als unser Kirchplatz neu gebaut wurde

Alois Krämer, Bodenbach

Bodenbach, das Dorf in der Vulkaneifel, in dem ich lebe und groß geworden bin, hat viele schöne Plätze. Da gibt es den kleinen Dorfplatz, der an der „Bauesch Eck" entstand, wo Kirchstraße und Schulstraße aufeinandertreffen. Früher hat dort das „Bauesch Haus" gestanden, das heute als „Bodenbacher Haus" im Freilichtmuseum in Kommern steht. Weiter haben wir einen wunderschönen Kinderspielplatz neben unserem Bürgerhaus, der mit viel Liebe und Eigenleistung entstand, und den unsere Rentnergruppe liebevoll pflegt. Sehr ansprechend ist der erst 2015 neu gestaltete Sauerbrunnen, unser Drees, der seitab vom Dorf liegt, aber natürlich dazu gehört, und von dem niemand weiß, wie alt er ist. Unser „Museum in der Landschaft" darf nicht unerwähnt bleiben, die ehemalige römische Villa, ein wichtiger Platz in der Geschichte der Region und der Eifel überhaupt. Zuletzt erwähne ich aber auch noch unseren Friedhof, ein Platz, der auch zum Leben dazugehört.

Aber der Mittelpunkt unseres Ortes ist ohne Zweifel die Kirche samt Kirchplatz, und davon

Kirchplatz Bodenbach

möchte ich erzählen. Unsere Kirche, die, wie kann es anders sein, an der Kirchstraße liegt, ist Sankt Apollonia geweiht. Sie wurde 1730 gebaut und 1829 erweitert, schließlich wurde sie 1861 zur Pfarrkirche erhoben. Als man feststellen musste, dass sie für die vielen Gläubigen, die damals noch fleißig die Gottesdienste besuchten, zu klein geworden war, wurde 1950, vielfach in Eigenleistung, ein Anbau errichtet, der schon 1951 eingeweiht werden konnte. Aus einer einfachen Hallenkirche war im Laufe der Jahrhunderte ein wunderschöner „Eifeldom" geworden. Dieser kam aber nicht recht zur Geltung, weil gleich unterhalb des Hauptportals ein Gehöft, bestehend aus Wohnhaus, Stall und Wirtschaftsgebäuden, die über Eck angeordnet waren, die Sicht darauf versperrte. Schaute man unten von der Kreuzung Borlerweg, Hauptstraße und Talstraße zur Kirche hoch, erblickt man nur die beiden Kirchtürme. Um das Jahr 1985 herum, als die Durchgangsstraße ausgebaut werden sollte, wurde dies bei einer Ortsbegehung vom damaligen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kelberg, Karl Häfner, als Nachteil erkannt. Nach seiner Meinung wäre es viel schöner, wenn man von fern eine völlig freie Sicht auf die Kirche hätte. Ein attraktiv gestalteter Platz könnte das Bild noch um ein Vielfaches aufwerten, so oder ähnlich drückte er seine Meinung aus. Das nahm der Gemeinderat sehr ernst. Auf der anschließenden Ratssitzung überlegte man, den Besitzer des Anwesens anzusprechen, ob er eventuell bereit sei, Haus und Hof gegen gleichwertigen Ersatz an die Gemeinde abzugeben. Zum allseitigen Erstaunen war das Ehepaar, das an dieser Stelle mit seinem Gehöft, wie es sich ausdrückte, „rundherum auf der Straße saß", nach kurzen Überlegungen mit dem Vorschlag des Gemeinderats einverstanden. Auch ein anderes Haus als Ersatz wurde alsbald in der Nachbargemeinde gefunden. Nun waren aber noch sehr viele Hürden zu bewältigen. Der Denkmalschutz musste befragt,

Einweihung Kirchplatz. Fotos: Alois Krämer

ein Dorferneuerungskonzept erstellt und Gelder beantragt werden. Das alles brauchte seine Zeit. Dann konnte das Werk in Angriff genommen werden.

Als erstes musste der Gebäudekomplex abgerissen werden. Diese Leistung war aber nicht im Etat enthalten. Nun muss man aber wissen, dass wir Bodenbacher neben der Musikalität über ganz besondere, praktische Gaben verfügen: Eigeninitiative und Unternehmensgeist. Wenn was zu tun ist, wird es getan. Gemeinnützigkeit wird großgeschrieben. So war es damals; so ist es heute noch.

Fleißige Hände packten an und es dauerte nicht lange, da war ein großer Schutthaufen alles, was von dem Anwesen übrig geblieben war. Die Pläne sahen zur Kirche hin einen Treppenaufgang und Abgrenzungen des neu entstandenen Platzes aus Bruchsteinen, Anlegung von Blumenbeeten, Neupflanzung zweier Kaiserlinden und einen Brunnen mit fließendem Wasser vor. Die Umsetzung in Verbindung mit dem Ausbau der Hauptstraße samt Gehweg und Parkplätzen für die Gottesdienstbesucher dauerte seine Zeit. Im September 1987 war der neue Kirchplatz fertig und wurde in einer Feierstunde von dem damaligen Pfarrer eingesegnet. Die Bodenbacher, sowie namhafte Gäste aus Kreisverwaltung,

Bezirksregierung, Straßenbauverwaltung, alle ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer waren geladen und wurden vom Ortsbürgermeister begrüßt. Weitere Ansprachen, Speis und Trank gehörten ebenso zum Fest wie auch Darbietungen des Musikvereins sowie des Männergesangvereins Concordia. Es war einfach schön, die feiernden Menschen zu beobachten, die sich wohlfühlten und stolz auf den schönen Platz waren, der den Mittelpunkt des Dorfes aufgewertet hatte. Aber auch die ehemaligen Besitzer des Hofes, der für die Neugestaltung weichen musste, wurden gebührend geehrt. Wenn ich zurückdenke an meine früheste Jugend und mir das Dorf, wie es damals war, in Erinnerung rufe und vor mir sehe, wie wir gelebt und gearbeitet haben - so möchte ich heute nicht mehr leben. Und stünden die Alten noch einmal aus ihren Gräbern hinter der alten Schule auf und gingen durch ihr Dorf, sie würden den Kopf schütteln und die Welt nicht mehr begreifen.

Jedoch hat alles seine Zeit. Wir Bodenbacher haben über all die Jahre viel Arbeit in unser Dorf gesteckt, aber es hat sich gelohnt.

(Daten aus Chronik Bodenbach „Neuanlage des Dorfplatzes" von G. Rätz)