Erholsame Rast am Laufbrunnen

Hartmut Flothmann, Schalkenmehren

Am Anfang der Udler-Straße stößt man im historischen Ortskern auf das ortsbildprägende Millisch-Haus. Der zweigeschossige Bau mit Bruchsteinuntergeschoss und aufgesetztem Fachwerk, der Wanderer und Besucher ma-

gisch anzieht, wurde vermutlich im 18. Jahrhundert erbaut.

Auch die Dorfbewohner fühlen sich am Doktesch-Eck wohl, malerisch gelegen im alten Dorfkern Überenn. Viele Einheimische

Einmalige Atmosphäre am Millisch-Haus mit Ruhebänken und Laufbrunnen

kommen regelmäßig, um ihre Gießkannen am Laufbrunnen mit Wasser zu füllen oder um nach getaner Arbeit auf den Bänken auszuspannen und sich auszutauschen. An Gesprächsstoff mangelt es an dieser Stelle nie.

Das Dorf- und Gästefest der Ortsgemeinde nahm hier seinen Anfang

Das alle zwei Jahre stattfindende Dorf- und Gästefest Schalkenmehren entstand aus einem Straßenfest 1990, das nach Abschluss der Bauarbeiten an der St.-Martin-Straße und der Neu-Aufstellung des Dorfbrunnens am Millisch-Haus gefeiert wurde. Das Fest fand im Dorf so viel Anklang, dass die Feier bis in die Nacht hinein andauerte und Unterstützer auftraten, die der Sektlaune der Beteiligten spendabel entsprachen. Zeitzeugen erinnern sich heute noch gerne an dieses Ereignis. Von der historischen Wasserstelle auf dem Überenn, die um 1920 gegenüber dem Haus „Zur Sternwarte 1" platziert war, ist 1990 ein alter Wassertrog mit gusseisernem Brunnenstock und Sandsteinbecken wieder hergerichtet worden. Er trägt seitdem viel zur DorfVerschönerung bei. Über dem alten Dorfbrunnen wurden exemplarisch einige alte Ton-Wasserleitungsrohre angebracht, die bei Tiefbauarbeiten gefunden wurden. Das aus der Einweihungsfeier erwachsene Dorf- und Gästefest lockt regelmäßig zahlreiche Besucher an. Höhepunkte sind unter anderem das Cafe St. Martin, für das viele Kuchenbäckerinnen im Dorf ihren Backofen anheizen, sowie viele kreative Aussteller von nah und fern.

In der Regel ist auf dem Dorf- und Gästefest auch die Pitt-Kreuzberg-Galerie mit Werken des einheimischen Künstlers zu besichtigen. Sie ist untergebracht im umgebauten, ehemals aus Lavakrotzen erbauten Stall des Millisch-Hauses. Gelegentlich darf auch in das benachbarte Flurküchenhaus „Hostesch Ihm Ädem" mit alten Takenplatten und offener Feuerstelle Einblick genommen werden.

Maare-Mosel-Radweg und Eifelsteig ziehen immer neue Besucher an

Wanderer prägten schon lange das Ortsbild von Schalkenmehren. Der Eifelsteig, ausge-

zeichnet als Premium-Wanderweg, setzte eine ganz neue Entwicklung in Gang. Dessen elfte Etappe führt auf einer Länge von 23,4 Kilometern von Daun über Schalkenmehren nach Manderscheid. Seitdem zieht ein scheinbar nicht enden wollender Strom von Wanderern über die St.-Martin-Straße, und nicht wenige erliegen der Versuchung, eine Rast am Laufbrunnen einzulegen.

Seit auf der einstigen Eisenbahn-Trasse der Maare-Mosel-Radweg eingerichtet wurde, der von Daun über Schalkenmehren an die Mosel führt, gehören auch Radwanderer zu denen, die am Laufbrunnen Halt machen, um sich zu erfrischen.

Standort mit einmaliger Atmosphäre

Wer beim Eintreffen am Dorfbrunnen Glück hat, trifft auf Haus- oder Gartenbesitzer, die auch gerne mal Einblicke gewähren in die Vergangenheit des alten Bauerndorfes. Sie packen alte Dorfgeschichten aus oder verweisen mit Genugtuung auf die „Schottelpannen" aus der ehemaligen Pannenbäckerei im Binten. Gut erhalten schmücken sie noch manche Dächer sowie die rückseitige Giebelwand des Millisch-Hauses.

Die Anmutung des Standortes um das Doktesch-Eck, geprägt von der Kreuzung der drei Straßen St.-Martin-Straße, Udler-Straße und Zur Sternwarte mit den denkmalgeschützten Häusern hat auch den Autor ergriffen, der seit über 20 Jahren in Schalkenmehren nur ein paar Schritte entfernt vom Laufbrunnen am Eifelsteig wohnt. Auf der Ruhebank am Dorfbrunnen mit dem grandiosen Überblick morgens die Tageszeitung zu lesen, den vorbeifahrenden Verkehrsteilnehmern zuzuwinken, unschlüssigen Wanderern den Weg zu weisen und als Wanderführer gute Tipps geben zu dürfen, das macht Freude. Fragen zur Route oder nach einem Lebensmittelladen im Dorf werden häufig gestellt. Gelegentlich hört der Autor Fragen wie: Wo ess dann hey dat Moar? - Läuft in demm Kump immer Wasser? - Was meinen Sie mit Schloof? -Wie alt ist das Steinkreuz hier? - Wo kann man Bilder von Pitt Kreuzberg sehen? - Wo kann man im Dorf gut essen?

Quelle: „Wanderführer Schalkenmehren", Hartmut Flothmann, Helios-Verlag, Aachen, ISBN 978-3-938208-70-0