Gemeindehaus mit Dorfplatz in Demerath

Manfred Kordel, Demerath

Bevor ich auf die Realisierung der beiden Vorhaben näher eingehe, muss zunächst auf die Verhältnisse in früheren Zeiten, vor allem auf die wirtschaftliche Lage in Demerath eingegangen werden.

In meiner Heimatgemeinde Demerath herrschten von Alters her wohl immer ärmliche Verhältnisse. Eine Kies- oder Sandgrube war nicht vorhanden. Auch einen Bahnhof gab es weder im Ort noch in der Nähe, bei dem Personen hätten beschäftigt werden oder über den man zu einer Arbeitsstelle hätte gelangen können. Außer der Landwirtschaft auf dem kargen Boden und der begrenzten Waldarbeit im Winter war kein Einkommen zu erzielen. Die schlimme Situation war überdeutlich an den Häusern und Gehöften zu erkennen. Nicht umsonst hörte man des Öfteren, dass in Demerath die Häuser an Bäume angebunden seien. Auch die

Gemeinde hatte praktisch keine Finanzausstattung um daran etwas ändern zu können. Nicht von ungefähr hatte eine überregionale Zeitung - möglicherweise die Kölnische Zeitung - am 10. Oktober (evtl. 1932) einen umfangreichen Artikel veröffentlicht mit der Überschrift „Demerath - das baufälligste Dorf des Rheinlands". Dieser Titel war mit sechs Fotografien und dazu ergänzenden Texten versehen, die die Begründung für diese Behauptung überdeutlich belegten. In den Folgejahren verbesserte sich diese Situation nicht, beziehungsweise nur sehr langsam. Einige Männer fuhren unter Schwierigkeiten an den Niederrhein, wo sie Geld verdienten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand sich ein Fotograf im Dorf ein, welcher etliche Aufnahmen machte. Davon wurden vier in einer 121-seitigen, vom Kreis Daun herausgege-

Demerath 1948

benen Schrift „Übersicht über die strukturellen Verhältnisse im Kreise Daun" vom 20.10.1952 veröffentlicht („Den Teilnehmern des Interministeriellen Ausschusses für Fragen der Notstandsgebiete der Bundesregierung anlässlich der Bereisung des Modellkreises Daun/Eifel überreicht"). Diese Schrift sollte wohl dazu dienen, die ärmlichen Verhältnisse im Kreis Daun darzustellen mit dem Ziel, staatliche Förderungen zu erreichen. Alle vier Aufnahmen waren aus Demerath und offensichtlich in besonderer Weise für diesen Zweck geeignet. Auf einer dieser Aufnahmen ist der Verfasser, der von 1974 bis 1999 Ortsbürgermeister in Demerath war, im Jahr 1948 im Unterdorf zu sehen. Nach dem Vorbericht zum Haushaltsplan 1973 wies dieser eine Unterdeckung von 94.778 DM aus, obwohl das Land jährlich hohe Bedarfszuweisungen zur Verminderung der abzuwickelnden Fehlbeträge zur Verfügung stellte. In dem erwähnten Vorbericht heißt es: „Die Gemeinde Demerath befindet sich seit Jahren in einer andauernden Haushalts- und Finanzkrise, die in ihren jährlich auftretenden hohen Fehlbeträgen ihren Ausdruck findet." Etwa um diese Zeit war Demerath die Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in der Verbandsgemeinde Daun, wahrscheinlich auch darüber hinaus. 1973 waren allein für Zinsen und Tilgung rund 40.000 DM vorgesehen. Investitionen kamen aufgrund der außerordentlich hohen Verschuldung und daher fehlender aufsichtsbehördlicher Genehmigung nicht in Betracht.

Durch die Änderung des kommunalen Finanzausgleichs ab Anfang der 1970er Jahre wurde die finanzielle Situation vieler Gemeinden - auch die der Gemeinde Demerath - nach und nach verbessert. Dadurch war es möglich, Schulden abzubauen und Schritt für Schritt kommunale Investitionen zu ermöglichen. Auch durch eine deutliche Erhöhung der Jagdpachteinnahmen ab 1973 nach einer Neuverpachtung der über 1.000 Hektar großen Gemarkung und dem zeitgleichen Wegfall von Ausgaben für Wildschäden konnte das Haushaltsjahr 1978 bereits ausgeglichen abgeschlossen werden.

Außerdem wurde 1976 die im Jahre 1926 er-

Gemeindehaus mit Dorfplatz in Demerath

baute Schule verkauft; der neue Eigentümer richtete dort eine Gaststätte ein, die über viele Jahre als Treffpunkt im Dorf gefehlt hatte. In früheren Jahren hatte der ehemalige Gastwirt Karl Stolz im Oberdorf eine Gaststätte betrieben, die er jedoch aus Altersgründen aufgeben musste. Erwähnenswert ist dabei, dass er bei bestimmten Anlässen wie etwa der Demerather Kirmes einen kleinen Saal über einem Schweinestall als Tanzraum zur Verfügung stellte. 1973 und 1974 wurde die Pfarrkirche St. Peter und Paul von der Pfarrei Demerath umgebaut und erweitert; in einem Seitenteil wurden im Untergeschoss ein kleiner Pfarrsaal von 42 Quadratmetern sowie Toiletten gebaut. Das alte Pfarrhaus wurde von der Pfarrei verkauft. Anlässlich der Kirmes vom 27. bis 29.06.1975 wurde die erweiterte Pfarrkirche wieder eingesegnet und gleichzeitig die 900-Jahr-Feier des Dorfes begangen. Das war dank guter Vorbereitung und dem Engagement praktisch aller Einwohner ein riesiges Fest mit einem herrlichen Festumzug, bestehend aus 35 Motivwagen und Fußgruppen. Eine riesige Zahl von Zuschauern säumte die Dorfstraßen. Im 750 Quadratmeter großen Festzelt wurde von Freitag bis Montag gefeiert. Der Reinerlös von 20.406,89 DM wurde zur Finanzierung der Kirchenerweiterung zur Verfügung gestellt. Als Vorbereitung für dieses große Ereignis, aber auch in den Folgejahren wurden einige Gebäude und Gehöfte im Dorf deutlich verbessert und verschönert. Deshalb brachte die

Gemeindehaus Demerath

Gemeinde den Mut auf, sich 1976 am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" zu beteiligen. Der Erfolg war mäßig. In einem Vorentscheid mit neun teilnehmenden Gemeinden innerhalb der Verbandsgemeinde Daun kam Demerath auf den neunten, also auf den letzten Platz. Jetzt wusste man aber, wo man im Vergleich mit anderen Gemeinden stand. In verschiedenen Folgejahren erreichte die Gemeinde in diesem Wettbewerb bessere Plätze, so 1991 auf Kreisebene den dritten Platz. An Räumlichkeiten, um kleinere Veranstaltungen durchzuführen, waren nur der alte Schulsaal von 58 Quadratmetern und ein noch kleineres Pfarrsälchen im alten, inzwischen verkauften Pfarrhaus - sowie inzwischen auch das neue Pfarrsälchen - vorhanden. Unter anderem für den Kirchenchor und den 1960 gegründeten Musikverein wäre ein größerer

Raum erforderlich gewesen. Für größere Veranstaltungen, aber auch für das Treffen von Trauergästen nach Beerdigungen war kein geeigneter Raum vorhanden. Vor diesem Hintergrund wurden des Öfteren Überlegungen von Seiten der Gemeinde und insbesondere von den örtlichen Vereinen für einen Gemeindesaal immer dringender und konkreter, obwohl die Finanzierung eines solchen Unterfangens nicht annähernd absehbar war. Vor der Planung der 900-Jahrfeier für das Jahr 1975 war ein geeignetes Grundstück im Ort nicht vorhanden. Durch einen Grundstückstausch zwischen der Pfarreigemeinde Demerath und der Ortsgemeinde Demerath wurde jedoch ein großes Grundstück in der Ortsmitte zwischen Ober- und Unterdorf durch die Gemeinde erworben. Damit war ein wichtiger Schritt hin zu einem Gemeindesaal getan. Weil aber mitten

durch dieses Grundstück ein Bachlauf führte, war das Gelände sehr nass, und der Bachlauf musste verrohrt werden, was wasserwirtschaftlich schwierig war, letzten Endes aber erreicht wurde.

Schließlich wurde 1978/79 ein „kleines" Gemeindehaus mit einem kleinen Sälchen von 52 Quadratmetern, einem Feuerwehr-Geräteraum, Toiletten und einem Unterstellraum für Gemeindegeräte fast ganz in Eigenleistung gebaut. Diese Lösung verbesserte die Raumsituation etwas. Es zeigte sich jedoch mehr und mehr, dass sie nicht endgültig sein konnte. Die finanzielle Lage der Gemeinde verbesserte sich immer weiter. Die Überlegungen für einen großen Gemeindesaal wurden deshalb immer konkreter. Der Architekt Albert Batta, der aus Gillenfeld stammt, wurde schließlich mit der Planung beauftragt.

Mit den Bauarbeiten für den großen Saal wurde 1988 begonnen, wobei das bisherige kleine Gemeindehaus in die Planung mit einbezogen wurde. Die Gemeinde hätte danach ein Sälchen von 52 Quadratmetern für Sitzungen und kleinere Zusammenkünfte und im gleichen Gebäude einen großen Saal von 233 Quadratmetern mit ausreichendem Platz für Parkflächen mitten im Ort. Die Baukosten beliefen sich einschließlich der Einrichtung - davon eine komplette Küche - auf rund eine Million DM; das Land Rheinland-Pfalz gewährte einen Zuschuss von 300.000 DM. In den Folgejahren konnte aus dem Gemeindewald nach Windwürfen viel Holz verkauft werden, so dass die Gemeinde im Jahre 1994 bereits schuldenfrei war. Anlässlich der Demerather Kirmes vom 29. 6. bis 2.7.1990 wurde das neue große Gemeindehaus eingeweiht. Bereits eine Woche vor der Einweihung war im großen Saal eine Hochzeit gefeiert worden und bis heute eine ganze Reihe von Festen der örtlichen Vereine und auch von Privatpersonen. Es werden angemessene Gebühren und Ersatz für entstandene Kosten erhoben.

Die örtlichen Vereine haben sich bei der Errichtung des Gemeindesaales im Rahmen ihrer Möglichkeiten eingebracht, wobei auch die damals sehr aktive Frauengemeinschaft erwähnt werden muss, die gerade bei der Inneneinrichtung von großer Hilfe war.

Demerath war bis 1958 nicht an ein öffentliches Verkehrsnetz angebunden. Wer zum Beispiel nach Daun wollte, musste zu Fuß zur Bundesstraße bei Ellscheid gehen, wo eine Bushaltestelle eingerichtet war. Später fuhr der Bus über Steineberg und Steiningen nach Daun, ohne nach Demerath zu kommen; die Demerather mussten also bei Wind und Wetter auch wieder zu Fuß zur Steineberger Kreuzung gehen und natürlich wieder zurück. Als der Bus nach umfangreichem Schriftverkehr endlich in den Ort kam, musste er immer eine Stichfahrt nach Demerath machen und im Dorf wenden. Um ein gefährliches Wendemanöver im Ort zu vermeiden und die Haltestelle zentraler anzusiedeln, wurde die Bushaltestelle etwa 1998 auf das im Grundstückstausch erworbene Gemeindegrundstück am inzwischen vorhandenen großen Gemeindehauses verlegt. Hier konnte der Bus gefahrlos auf dem gemeindeeigenen Grundstück rundfahren. Dafür wurde zunächst auch ein provisorisches Wartehäuschen errichtet. Beim Neubau des ersten kleinen Gemeindehauses wurde der Buswarteraum in das Gebäude integriert.

Etwa im Jahre 1976 wurde südlich von dem damals noch nicht vorhandenen kleinen Gemeindehaus durch die Gemeindearbeiter ein kleiner Spielplatz angelegt. Dieser ist mehrfach umgestaltet und erweitert worden, bis schließlich ein größerer Spielplatz mit Geräteraum und offenem Grillplatz auf der nördlichen Seite des inzwischen vorhandenen großen Gemeindehauses entstand. Der Unterstand für die auf den Bus wartenden Kinder und Erwachsenen ist inzwischen separat auf dem südlich vom Gemeindehaus liegenden Grundstücksteil, dem Standort des ersten Spielplatzes, errichtet worden.

Demerath verfügt nun in der Ortsmitte über ein Gemeindehaus mit großem Saal, einem kleineren Sälchen, einem Kinderspielplatz, einer Bushaltestelle, einem Geräteraum mit teilweise überdachtem Grillplatz sowie einem Feuerwehrgeräteraum. Der Weg bis dahin war lang und beschwerlich mit unzähligen Diskussionen und Sitzungen nicht nur der jeweiligen Gemeinderäte. Aber das Ziel wurde durch das Engagement und die Hilfe vieler Personen und Institutionen letzten Endes erreicht.