Die Dauner Kreisverkehrsplätze

Günter Schenk, Gillenfeld

Das Repertoire der Plätze, die das Bild und das Leben in Städten und Gemeinden prägen, wie Markt-, Fest-, Aufenthalts- und Sportplätze, ergänzte sich in den 1990er Jahren um die Kreisverkehrsplätze. Vom Grunde her sind es zwar verkehrstechnische Anlagen, die den Verkehrsfluss an Kreuzungen flexibel, gleichmäßig und sicher gestalten und mit ihrer hohen Leistungsfähigkeit Ampelanlagen entbehrlich werden lassen. Allerdings vermitteln sie auch eine stadtgestalterische Wirkung, wenn die Innenfläche des Kreisels interessant und kreativ hergerichtet wird. So verleiht manche Kommune ihrem Entree eine individuelle Note oder setzt im Innenbereich Akzente. In dieser multifunktionalen Betrachtung spielen die Kreisverkehrsplätze in der Liste der Stadtbild prägenden Einrichtungen keine unbedeutende Rolle.

Die Kreisstadt Daun hat vier Kreisverkehrsplätze an folgenden Verkehrsknotenpunkten: Kreuzung Trierer, Bitburger ( B 257), Berliner Straße (Fertigstellung 1998) Kreuzung Leopold-, Bitburger (B 257), Bonner, Dockweiler Straße (Fertigstellung 2000) Kreuzung Bahnhof-, Mehrener Straße (B 257) (Fertigstellung 2001)

Kreuzung B 257/421, L 46 (Fertigstellung 2003) 11

Die Reihenfolge der Auflistung entspricht dem Zeitpunkt der Herstellung, und so begann es in Daun mit den Kreiseln an der Kreuzung Trierer, Bitburger (B 257), Berliner Straße, damals ein Unfallschwerpunkt. An der 250 Meter entfernten Kreuzung Leopold-, Bitburger, Bonner, Dockweiler Straße stand die Erneuerung der veralteten Ampelanlage an. Dem Vorschlag des Straßen- und Verkehrsamtes Gerolstein, beide Knotenpunkte zu Kreisverkehrsanlagen umzubauen, stimmte die Stadt Daun 1995 zu, und so rollten nach der Planungsphase Ende 1997 die Bagger am Knotenpunkt Trie-

rer, Bitburger, Berliner Straße an. Die überaus positive Resonanz, die der erste Dauner Kreisverkehr mit einer ungleich optimierten Verkehrsabwicklung an dem neuralgischen Punkt entfachte, beflügelte die Gedanken, die Knotenpunkte Bahnhof-, Mehrener Straße (B 257) und B 257/421, L 46 ebenfalls zu Kreisverkehren umzubauen.

Wenden wir uns nun der Gestaltung der Kreisverkehrsplätze zu, wobei wir erfahren, dass das gar nicht so eine einfache, aber interessante Geschichte war.

Der erste Kreisverkehr an der Kreuzung Trierer, Bitburger, Berliner Straße trägt außer einer Bepflanzung und dem 1250-Jahrfeier-Gedenk-stein keine Gestaltungsmerkmale. Es lässt sich als Manko des Novums begründen, in Verbindung mit der damals besonders miserablen Finanzlage der Stadt, dass das westliche Tor zur Kreisstadt nicht ansprechender einlädt. Inzwischen sah man andernorts und in Nachbarstädten interessant gestaltete Kreisverkehrsplätze, und dem wollten die Dauner beim zweiten Kreisel nicht nachstehen. Auch die Straßenbaubehörden waren jetzt angehalten, gedanklich und finanziell in eine Gestaltung des Kreisinneren zu investieren. Also wurde nach einer zündenden Idee für die Kreiselgestaltung an der Leopoldstraße gesucht, die die Dauner Ratsherren weder bei ihrem Stadtgestalter fanden, noch aus einem im März 2000 öffentlich ausgelobten Ideenwettbewerb hervorging. Also sollte die Fläche vorläufig als Provisorium mit Erde angeschüttet und bepflanzt werden. Wie lange ein Provisorium hält, weiß jeder aus eigener Erfahrung - und das war auch mir, dem damaliger Sachgebietsleiter bei der Verbandsgemeindeverwaltung Daun, der das Ganze begleitete, bewusst. Was hatten mich die Kreisverkehrsplätze in Frankreich, besonders in Burgund begeistert, mit deren Gestaltung die Orte regelrecht

konkurrierten; ob es dabei um das Thema Wein oder andere regionaltypische oder geologische Besonderheiten ging. Warum sollte sich das Regionaltypische nicht auch

in unseren Kreiseln widerspiegeln? Und das Besondere in der Vulkaneifel ist halt der Vulkanismus, der Daun und sein Umland in mannigfacher Form prägt.

Der erloschene Schlot des „Vulkankreisels"

Von diesen Überlegungen inspiriert, erkühnte ich mich, selbst einen Vorschlag zu unterbreiten und ließ in einer Mußestunde am Wochenende den Zeichenstift meinen Gedanken folgen. Daun selbst, denken wir an den Burgberg, den Leyen, den Firmerich oder den Wehrbüsch, ist aus Vulkanen aufgebaut. Auch die höheren Berge im Umfeld wie Asseberg, Scharteberg, Nerother Kopf oder die mit 699 Metern zweihöchste Erhebung der Eifel, der Ernstberg, verdanken dem Vulkanismus ihre Entstehung. Also sollte ein Vulkan im Kreisverkehrsplatz an der Kreuzung Leopold-, Bitburger, Bonner, Dockweiler Straße dominieren. Kein Feuer speiendes Monstrum, sondern ein erloschener Vulkan in den verschiedenen Stufen seines Abbauprozesses. Bei der Übertragung auf den Kreisel symbolisiert eine Gruppe mächtiger Basaltsäulen den erstarrten, mit Magma gefüllten Aufstiegsschlot und das sich von dort ausbreitende Felsenmeer die Relikte der Jahrtausende dauernden Erosion. Die Vorstellungen waren nicht aus der Luft gegriffen, denn in dem alten Steinbruch in Hohenfels hatte ich Materialen gesehen, die eine solche Inszenierung ermöglichten. Der Dauner Bauausschuss fand die Planung „kreativ und durchdacht" und auch das Straßen- und Verkehrsamt ging damit d'accord. Prompt ging es nun im November 2000 ans Werk, denn die Kreiselbaumaßnahme sollte

insgesamt vor dem Winter abgeschlossen sein. Mittels Spezialkran und Schwertransporter fanden die Tonnen schweren Basaltsäulen, die die Hohenfelser den Daunern spendierten, ihren Weg zur Kreisstadt. Können und Geschick der Kran- und Baggerfahrer fügten die gewaltigen Steinkolosse dort zu der geplanten Formation zusammen.

Kaum, dass sich die Vulkanlandschaft an der Kreuzung Leopold-, Bitburger, Bonner, Dockweiler Straße präsentierte, forderte die Kreiselplanung am Knotenpunkt Bahnhof-, Mehrener Straße Entscheidungen. In dessen Gestaltung wollte sich der Dauner Sprudel einbringen, so dass das Thema „Mineralwasser" präjudi-zierend im Vordergrund stand. Nun als „städtischer Kreiselgestalter" im Geschäft, erarbeitete ich für diesen kleineren Kreisverkehrsplatz mehrere Vorschläge, aus denen sich übereinstimmend Bauausschuss und Sponsor für die favorisierte Fontänenvariante entschieden. Die Planungsgedanken dieser Gestaltung führen uns rund 400 Millionen Jahre in der Erdgeschichte zurück. Damals baute das Devonmeer mit seinen Ablagerungen in einem Millionen von Jahren dauernden Prozess das Grundgebirge der Eifel auf. Schicht um Schicht von Feinsand und tonigen Lagen setzten sich auf dem Meeresboden ab, verfestigten sich, wurden später von der Tektonik gefaltet, gehoben und verschoben. Erodiert und wieder abgetragen bilden quar-zitische Sandsteine oder Schiefer heute Landschaftsteile. Nun hat Daun aber noch etwas Besonderes mit den in devonischer Zeit entstandenen Schichten zu bieten, nämlich das aus Spalten und Klüften aufsteigende Mineralwasser und das Kohlendio-xydgas.

Diesem, wohl von vulkanischer Motorik getriebenen Phänomen, verdankt man gar einen Wirtschaftszweig; in Daun den gleichnamigen Sprudel, heute Dauner & Dunaris Quellen.

Mineralwasser durchdringt devonisches Gestein.

Das alles sollte sich in der Gestaltung des Kreisverkehrsplatzes widerspiegeln. Eine kleine Devonlandschaft wird modellhaft durch quarzitische Bänke und Blöcke, verwittertes Schiefergestein und zu Erde gewordene Hügelformationen nachempfunden. Prägnant symbolisiert die aus einer Felsspalte aufschießende Fontäne die Elemente Mineralwasser und Kohlendioxydgas, im Volksmund „Sprudel" und „Kohlensäure" genannt. Gefunden hatte ich die quarzitischen Devonblöcke in der Grube Liewer bei Niederscheidweiler, die sie auch kostenlos zur Verfügung stellte. Komplizierter zeigte sich die Entwicklung und Fertigung der „unversiegbaren Quelle", der Fontäne aus Edelstahl. Dabei bewies der Schmiedebetrieb Reinhard Umbach aus Mehren nicht nur handwerkliche Qualität, sondern auch künstlicheres Geschick. In den dunklen Stunden setzt eine indirekte Beleuchtung das Gebilde ins rechte Licht. Der interessante Blickfang am südlichen Stadteingang wurde am 29.08.2001 seiner Bestimmung übergeben.

Eine weitere Besonderheit der Vulkaneifel sind ihre Maare, die damit Diskussionsthema für die Gestaltung des vierten Dauner Kreisverkehrsplatzes am Knotenpunkt B 257/421 - L 46, am Stadteingang an der Rengener Straße wurden. Nun lässt sich eine Maarlandschaft mehr oder weniger nur horizontal darstellen wobei das Ganze in einem Kreisel dem Betrachter nur schwer vermittelbar ist. Also ließ ich mir etwas anderes - mit vertikaler Wirkung - einfallen. Dabei kamen mir die Dreese in den Sinn, von denen sich in und um Daun eine ganze Reihe finden. Zwar sind Sprudel und Drees unter dem Großbegriff der Mineralwasser verwandt, doch haben die im Volksmund als „Dreese" bezeichneten Säuerlinge mit ihren intensiven CO 2 (Kohlensäure) - Ausstößen und ihrem hohen Gehalt an gelöstem Eisen eine besondere Charakteristik. Unverkennbar färben sie ihre Quelllaustritte und Abläufe mit rostroten Ablagerungen, was auf eine erst kurz vor der Erdoberfläche erfolgende Entgasung zurückgeführt wird. Noch heute wird das Wasser der Dreese als erfrischendes Getränk geschätzt, und in früheren Zeiten ersetzte es im Eifeler Buchwei-

zenkuchen (Hedelich-Koochen) als Treibmittel die Hefe.

Und genau für eine solche Inszenierung war die Lage des vierten Kreisels passend, denn im Liesertal finden wir eine Ansammlung von Dreesen, so den Hotzen- und Josendrees in unmittelbarer Nähe; ein Spektrum am Fuße des Firmerich, einem Schichtenvulkan mit bizarren Formationen roter Lavaschlacke. Das waren meine Ausgangsmomente für die Planung der Kreiselgestaltung, die sich wie folgt formulierten: Am Fuße eines Lavaberges treibt vulkanische Motorik Wasser an die Oberfläche, das sich dort als Drees entlädt. Plastisch wird der aufschießende Drees durch rostige Stahlrohre unterschiedlicher Höhe und Durchmesser symbolisiert. Das Konzept erhielt von allen Beteiligten Zuspruch und „grünes Licht", so dass im Frühjahr 2003 die Realisierung angegangen werden konnte.

Zum Aufbau des (Miniatur-)Lavaberges wählte ich in der Strohner Lavagrube Lavabrocken unterschiedlicher Form und Größe aus, die die Firma Scherer und die Ortsgemeinde Strohn dem Vorhaben stifteten. Mehr Kopfzerbrechen bereitete die Darstellung des Dreeses mit vielen unterschiedlich dimensionierten Rohren. Dabei kam uns der glückliche Umstand zu Hilfe, dass es in Daun einen Röhrenhersteller gibt. Mit der Projektidee konfrontiert, bot Peter Lepper beziehungsweise die TPS Technitube Röhrenwerke GmbH, spontan, neben ihrem technischen Knowhow die kostenfreie Gestellung von so genannten Übermengenrohren an. Ein Volltreffer! Die Liste der Übermengenrohre mit allen Maßen und Gewichten stellte die Basis für ein Modell, das ausgewertet, wiederum dem positionierten Zuschnitt der Rohre in der Länge diente. Skeptisch der Ausdruck vieler Gesichter, als am 25.07.2003 im Kreiselinnern ein Wirrwarr von Rohren lag und zusätzlich die ersten Lavabrocken angeliefert wurden. Doch mit Ruhe und Übersicht waren am gleichen Abend sämtliche Rohre in der geplanten Staffelung auf einer auf einem Fundament arretierten Stahlplatte verschweißt; vorwiegend der Verdienst des Schmiedemeisters Reinhard Umbach und seines Gesellen. Gleich am 26.

Rund geht es um den „Dreeskreisel". Alle Fotos: Günter Schenk

Juli, einem Samstag, ging es weiter mit dem Aufbau der Lavakulisse, wobei wieder ein konzertiertes Zusammenspiel zwischen Baggerfahrer und mir gefordert war um die Steine exakt zu platzieren. So war quasi an zwei Tagen das Werk erstellt, das sich in der Folgewoche als „Dreeskreisel" präsentierte - und unmittelbar Kritik erntete. Primär von Peter Lepper, der das nach seiner Meinung überaus interessante Gebilde auch in der Dunkelheit sehen wollte und gemeinsam mit Wolfgang Meier, Chef der HTI Bau, die die Tief- und Straßenbauarbeiten an dem Kreisverkehrsplatz ausführte, der Stadt prompt eine Beleuchtung spendierte, die die Dreeskulisse in den Nachtstunden mit einem diffusen Licht überflutet. So kennen wir sie nun seit rund 20 Jahren - die Dauner Kreisverkehrsplätze. In der Rückbetrachtung bleibt die Feststellung, dass die Stadt Daun durch die Sponsoren, die finanziellen Beteiligungen der Straßenbaulastträger Bund/Land, aber nicht zuletzt durch das Engagement der Verbandsgemeindeverwaltung

Daun drei interessante Kreiselgestaltungen zu äußerst günstigen Konditionen erhalten hat. Dazu trug auch das beispielhafte Miteinander sämtlicher Beteiligter, seien es die Leiter des Straßen- und Verkehrsamtes Gerolstein und der Straßenmeisterei Daun sowie ihre Mitarbeiter, die beteiligten Baufirmen und Handwerker, natürlich auch der Dauner Stadtbürgermeister, aber vor allem mein Mitarbeiter und Kollege Dipl.-Ingenieur Harald Hornung bei, der meine planerischen Gedankengänge hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit betrachtete, in allen technischen Fragen beriet und insbesondere beim Dreeskreisel die statischen Voraussetzungen schuf. Geowissenschaftliche Beratung verdanke ich Dr. Marie-Luise Frey, die damals in Gerolstein tätig war. Für mich selbst waren die ungewohnten Aktionen natürlich nicht stressfrei. Wenn das Ergebnis solcher Gestaltungen den planerischen Vorstellungen entsprechen soll, so ist Präsenz und Anpacken auf der Baustelle gefordert, sei es beim Positionieren der Steine oder beim

Aufbau der Elemente, wobei manches drei Mal bewegt werden musste, bis es passte. Mehrere Tage auf der Baustelle, mit Handwerkern und Bauarbeitern, quasi einer von ihnen - das war auch etwas Besonderes für mich. Doch daran denke ich gerne zurück, an das funktionierende Zusammenspiel vieler, zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles.

Wie immer und überall gab und gibt es auch kritische Stimmen zu den Dauner Verkehrsplatzgestaltungen. Einige Spötter hätten die rostigen Rohre des Dreeskreisels lieber auf

dem Schrottplatz gesehen. Wenn jedoch der renommierte Verkehrswissenschaftler und Stadtplaner Prof. Heiner Monheim die Dauner Kreiselgestaltungen mit einer 1 + zensiert und andere Fachleute das ebenfalls so sehen, wertet das weit höher - und daran sollten wir uns orientieren.

Günter Schenk

1) Den vorläufigen Minikreisel an der Kreuzung Mehrener Straße - L 46 wollen wir in diese Betrachtung nicht einbeziehen.