Natur- und Landschaft

Der Humerich - ein Vulkan für Individualisten

Günter Schenk, Gillenfeld

Den Namen Humerich oder Hummerich tragen mehrere vulkanische Erhebungen, so im Laacher-See-Gebiet und in der Pellenz der Ni-ckenicher, der Plaidter und der Krufter Hummerich. Wir wenden uns dem Humerich in der Vulkaneifel, dem 536,7 m hohen Hausberg von Utzerath zu. Markant fällt die bewaldete Erhebung von der L 91 Darscheid - Ulmen in den Blick des Betrachters, wenn er ihn über den Ort Utzerath Richtung Norden schweifen lässt. Doch wer, außer den Einheimischen weiß, dass es der Humerich ist und was der Wald dort unter seinem undurchsichtigen Dach verbirgt? Denn der Berg führt in der Liste unserer Vulkane ein absolutes Schattendasein. Man findet kaum etwas in der Fachliteratur, auf keinem Hochglanzprospekt der Vulkanei-fel ist er zu sehen und kein Wanderweg führt zu seinem Gipfel.

Auch mir war der Humerich unbekannt, bis ich ihn in der Vorbereitung und Durchführung der Winterwanderung 2015 der Gillenfelder Eifelverein-Ortsgruppe kennen lernte. Seit dem habe ich ihn mehrfach besucht und bei jedem Mal wuchs die Begeisterung für diesen Berg. Was ist es, was an dem Berg begeistern kann? Für den Naturfreund die unberührte Natur, in der er in der Regel alleine unterwegs ist und ihm einen intimen Bezug zu Flora und Fauna vermittelt. Dann sind es die Relikte, die dem Humerich seinen Status als Vulkan attestieren. An der überaus steilen Westflanke säumen bizarre Basaltformationen den Gipfelbereich. Die Aufschlüsse, die der Bergbau in den Vulkan getrieben hat, zeigen die unterschiedliche

Beschaffenheit des vulkanischen Gesteins. Gottlob fand der Abbau nicht konzentriert, sondern an mehreren Stellen vorwiegend in Handarbeit statt, so dass diese „kleinen Wunden" uns etwas in den Vulkan schauen lassen, ohne seinem Bild zu schaden. Umgestürzte Bäume, wilder Aufwuchs ohne forstliche Eingriffe verleihen der Kulisse eine wilde, abenteuerliche Szenerie, die der Individualist genießt. Interessant der Aufschluss im Gipfelbereich, einer kleinen Caldera gleich. Unterhalb des Gipfels, auf der Südost-Seite finden wir die „Humericher, Kammer", eine Höhle, wohl vulkanischen Ursprungs. Die Schönbacher Heimatgeschichte beschreibt den Humerich, gemeinsam mit der Steineberger Ley als Fliehburg, die die keltische Be-

Utzerath mit dem Humerich

völkerung bei feindlichen Aggressionen aufsuchte. Auch ein Ringwall auf dem Humerich wird erwähnt, von dem sich - entgegen der Steineberger Ley - heute keinerlei Anzeichen finden.

Ein Gipfelblick vom Humerich bleibt dem Wanderer allerdings sogar im Winter verwehrt. Zu dicht ist die Bewaldung mit einem, besonders jetzt im Frühjahr, herrlichen Buchenbestand.

Die vulkanologische Karte der West- und Hocheifel deutet den Humerich als quartären

Imposante Felskulissen an der Westflanke des Vulkans

Schlackenkegel mit einem verdeckten Lava-strom.1 Mit dem Kreuzberg bei Schönbach, dem Jungferweiher bei Ulmen und dem Ul-mener Maar liegt der Humerich auf einer NW-SE laufenden Linie, die die vier Vulkane als Gruppe vermuten lassen. Das Alter der Vulkane Humerich und Kreuzberg wird auf 40.000 bis 80.000 Jahre geschätzt.2 Wie finde ich nun als nicht Ortskundiger zum Humerich? Der Täler- und Höhenweg, einer der Rundwanderwege in der Verbandsgemeinde Daun, führt von Schönbach über den

Ein natürlicher Buchenbestand bestockt den Humerich

Kreuzberg Richtung Humerich, streift diesen jedoch nur, wenn er von der B 257 ins Utzerather Tal schwenkt. Somit muss sich der Wanderer vom Täler- und Höhenweg selbst seinen Abstecher zum Humerich suchen. Zurück in Schönbach lohnt sich eine Einkehr im Gasthaus „Zum Kreuzberg" wobei die Öffnungs-

zeiten zu beachten sind. Der Humerich ist und bleibt also der Vulkan für den Individualisten!

1 Prof. Georg Büchel, Institut für Geowissenschaften, Uni Mainz, 1994
2 Dr. Martin Koziol, Maarmuseum Manderscheid - Vulkanhaus
Strohn