Vom Drei-Maare-Dorf Schalkenmehren zum Neun-Maare-Dorf

eine geologische Besonderheit verifizieren

Hartmut Flothmann, Schalkenmehren

Als ich 2005 Kultur- und Medienwart plus Wanderführer der Ortsgruppe Schalkenmehren des Eifelvereins wurde erwies sich die DreiMaare-Wanderung, der ich mich geologisch und naturkundlich annahm, als ein Zugpferd. Sie wurde als Wandervorschlag in der Zeitschrift „DIE EIFEL", Heft 5/2005 veröffentlicht. Auch bei meinem ersten Wanderführerlehrgang zum zertifizierten DWV-Wanderführer stieß ich auf positive Resonanz. Denn neben den bekannten Spezifika des Schalkenmehrener-, Weinfelder- und Gemündener Maares machte ich in meinem Beitrag neugierig auf kaum bekannte Trockenmaare. Die angebotenen Geo-Wanderungen fanden Akzeptanz und die Materie „Vulkane in der Eifel" war so prickelnd, dass ich zusammen mit meiner Ehefrau Geo-Wissenschaftliche Fortbildungen des „Vulkaneifel European Geo-park" bzw. „Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH" begeistert nutzte. Besonders bei den Geländebegehungen lernten wir Kolleg(inn)en, aber auch weltweit forschende Vulkanologen persönlich kennen wie Prof. Dr. Georg Büchel, Prof. Hans-Ulrich Schmincke u.a., die Dr. Andreas Schüller als Geschäftsführer der Einrichtung für die Fortbildung der Geopark-Ranger gewinnen konnte.

Eigene Praxis als „Geopark-Ranger im Natur-

und Geopark Vulkaneifel" erlangten wir mit Geo-Touren und Wanderführungen, die die Tourist-Information Daun an uns vermittelte. Für den Eifelverein Schalkenmehren blieben geführte Geo-Wanderungen ein Highlight. Dafür sorgten die Maar-Wanderungen mit Erläuterungen zu den hiesigen Erscheinungsformen des Vulkanismus. Spannend blieb auch deren wissenschaftliche Erforschung, die neue Erkenntnisse zu den Prozessen der Vulkaneruptionen, der Altersdatierung von Maaren und des Eifel-Plume umfassten. Diese lassen bei Zuhörern immer wieder die bange Frage aufkommen, ob der Vulkanismus in der Eifel nochmals aktiv werden könnte. Ein unerschöpfliches Thema, das nur ernsthafte Antworten erlaubt.

Der Autor dieses Beitrages stützt sich auf die „Vulkanologische Karte West- und Hocheifel", herausgegeben vom geowissenschaftlichen Institut der Universität Mainz und den GEO-Infoband Vulkaneifel, die Auslöser für die geologischen Exkursionen zu allen in der Gemarkung Schalkenmehren bekannten Maaren waren.

Die Achterform des wassergefüllten Schalkenmehrener Maares (West) wird auf Grund geologischer Untersuchungen durch Prof. Dr. G. Büchel und Verlautbarungen des Natur- und

Geopark Vulkaneifel GmbH, Daun mit zwei ineinander geschachtelten Maaren erklärt. Daher ist das wassergefüllte Schalkenmehrener Maar (West) als Doppelmaar zu betrachten. Diese Achterform kann vom Maarsattel aus gut beobachtet werden.

Nach diesem Summary umfasst die Gemarkung Schalkenmehren 9 Maare:

1. Verlandetes nordöstliches Schalkenmehrener Maar.

2. Südöstliches Schalkenmehrener Trockenmaar (Flachmoor).

3.-4. Wassergefülltes westliches Schalkenmehrener Maar in Achterform (Maarsee mit zwei ineinander geschachtelten Maaren).

5. Gemündener Maar (Schalkenmehren / Daun).

6. Weinfelder Maar.

7. Maar am Hohen List (Burgkessel).

8. Maar westlich Hoher List (Am Barniner

Hof).

9. Trockenmaar am Sangweiher (Schalkenmehren / Udler), zum Weiher angestaut.

Die Schalkenmehrener Maargruppe (von 1. bis 6.), eine Bezeichnung, die mir im Naturhisto-

rischen Museum in Mainz begegnete, ist nach neueren Untersuchungen vor 20.000 - 30.000 Jahren (vor unserer Zeitrechnung) entstanden. Die beiden Alt-Maare am Hohen List werden von zeitgenössischen Geologen auf ein Alter von ca. 100.000 Jahren geschätzt. Das Trockenmaar am Sangweiher gilt als das

Das älteste Trockenmaar der Schalkenmehrener Maargruppe besticht durch die Geomorphologie seines Maarkessels

Wasserbüffel werden auf dem Trockenmaar Westlich Hoher List heimisch.

Längs des Sangweihers.

mit Abstand älteste der Schalkenmehrener Maare. Alle 9 Maare sind jedoch im quartären Vulkanismus entstanden. Die spektakuläre Erkenntnis über 9 Maare in Schalkenmehren habe ich im „Wanderführer Schalkenmehren: Historische, naturkundliche und geologische Streifzüge", Hartmut Flothmann, Helios-Verlag, Aachen, einfließen lassen. Seitdem habe ich mich als Kulturwart, Me-dienwart und Wanderführer des örtlichen Eifelvereins bemüht, die 9 Maare in Schalkenmehren öffentlich bekannt zu machen. Insbesondere die Veröffentlichung meines Beitrages „Neun Maare in Schalkenmehren - aber wo? Eine Exkursion mit neuen Erkenntnissen" im Eifel Jahrbuch 2010 hat hierzu einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Im Jubiläumsjahr des Eifelvereins im Juni 2012 startete ich als Wanderführer die 9-Maare-Wanderung durch Schalkenmehren. Sie war auf 14 km konzipiert mit einer Dauer von ca. 4,5 Stunden. Die Mitwanderer, zum Teil aus Köln, waren erstaunt, wie weit sich die Gemarkung Schalkenmehren erstreckt. Damals gab es noch keine Hinweisschilder zu den beiden Trockenmaaren am Hohen List, und sie hoben sich landschaftlich kaum erkennbar ab. Heute sind aussagefähige Info-Tafeln zu allen Aspekten der Maare im Natur- und Geopark Vulkaneifel selbstverständlich.

Ein Meilenstein im Bemühen um Akzeptanz, Erhaltung und Weiterentwicklung der 9 Maare in Schalkenmehren stellte die Broschüre „Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung", Nachrichtenblatt Heft 54/2013" vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in Rheinland-Pfalz dar. Darin ist das Leader-Projekt „Dauner Maarlandschaft" ausgeführt, das auf Anfrage der beiden Gemeinden Schalkenmehren und Udler beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) zur Durchführung einer projektbezogenen Untersuchung erfolgt ist. Als ein Ergebnis des Projektes wurde die Erhöhung des Erlebnischarakters der Landschaft erwartet. Und weiter: Ein wesentliches Ergebnis dieses Projektes soll das Alleinstellungsmerkmal „Acht Maare Dorf Schalkenmehren" sein. Auf S. 54 wurde in einen Kartenauszug der Wanderkarte Nr. 20 des Eifelvereins das 8-Maare-Dorf Schalkenmehren mit 8 gekennzeichneten Maaren projiziert. Auf S. 169 ist ein Artikel des Trierischen Volksfreundes vom 25.3.2013 reproduziert mit dem Zitat von Anne-Ruth Windscheif, DLR Eifel, „Ziel ist es, aus dem Drei-Maare-Ort Schalkenmehren das Acht-Maare-Dorf Schalkenmehren zu machen". Das Ergebnis war zwar noch nicht das Machbare, aber es schien ein Anfang zu sein. Allerdings versandete mein Optimismus, weil sich danach jahrelang nichts mehr bewegte. Nach fast 7 Jahren der Überraschungsmoment: Eine neue Broschüre mit dem Titel „Kulturlandschaften mit geologischem Erbe gestalten" des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau liegt vor. Im Vorwort von Wirtschaftsminister Volker Wis-sing der alles entscheidende Satz: „Als wesentliches Ergebnis dieses Projektes entstand die Idee Neun Maare Dorf Schalkenmehren! Die Information kam von Peter Hartogh als Paukenschlag zum Jahresbeginn 2020. Sein Tenor: „Endlich alle Neune". Damit war die Aufgabe für den örtlichen Eifelverein formuliert, das neue Attribut für das Dorf Schalkenmehren festzuschreiben und in den UNESCO Global Geopark hineinzutragen. Dafür bietet sich wunderbar die „Historische Dorfführung Schalkenmehren: Zeugnisse der Kultur und Tradition im 9-Maare-Dorf" an, ein Klassiker im Veranstaltungskalender des Eifelvereins.

Literatur/Quellen:
Flothmann, H.: Wandervorschlag - Drei-Maare-Wanderung in Schalkenmehren. In: Die Eifel, Heft 5, Sept./Okt. 2005, Eifelver-ein e.V., Düren.
Flothmann, H.: Wanderführer Schalkenmehren - Historische, naturkundliche und geologische Streifzüge, Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft, Aachen, 2008. Flothmann, H.: Neun Maare in Schalkenmehren - aber wo? Eine Exkursion mit neuen Erkenntnissen. In: Eifel Jahrbuch 2010,
Eifelverein e.V., Hauptgeschäftsstelle, Düren. Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz, Mainz: Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung, Nachrichtenblatt Heft 54/2013
Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, Mainz: Kulturlandschaften mit geologischem Erbe gestalten, 2020.