„Frostige Zeiten"

Heidi Probst, Gommersheim

Ich denke noch oft an die Samstagnachmittage, an denen wir mit unserer Einkaufstasche in der Hand Richtung „Kühlhaus" marschierten. Dieses Ritual war fest im Terminkalender eingeplant, denn der Sonntagsbraten durfte auf keinen Fall fehlen. Die Anwohner aus dem Unterdorf mussten für diese „kulinarische Reise" den längeren Weg in Kauf nehmen, denn das Gebäude befand sich unterhalb des Gemeindehauses, das im Immerather Oberdorf seinen Platz hatte. Sie konnten jedoch problemlos den Feldweg entlanglaufen, der als kleine Abkürzung diente und direkt zu ihrem Ziel führte.

Selten war man dort alleine, denn nach und nach gesellte sich die ein oder andere weibliche „Führungskraft" dazu. Bei einem kleinen Plausch nutzten wir die Gelegenheit, um Neuigkeiten auszutauschen. Der nötige Gesprächsstoff fand sich immer - es ging nicht nur um „die Wurst". Währenddessen wurde dann auch noch das Geheimnis preisgegeben, was beim Gegenüber am nächsten Tag auf dem Herd brutzelte. Uns gehörte das Fach mit der Nummer 25. Wie alle anderen war es mit Trennwänden aus schmalen Holzlatten unterteilt, um die Suche nach dem gewünschten Objekt ein wenig zu

erleichtern. Für diese Mission waren unsere Winterhandschuhe das ganze Jahr über im Gebrauch.

Unsere „Wutz" beanspruchte nach ihrer Schlachtung den meisten Platz. Dazu gesellten sich Gemüse, Früchte und nicht zu vergessen, das schmackhafte Eis, das uns von einem sehr bekannten Tiefkühl-Lieferdienst bis vor unsere Haustür gebracht wurde. Ich bewaffnete mich für diesen Ausflug stets mit dem nötigen Werkzeug, denn ich wollte meiner Aufgabe als Vor-koster gerecht werden und musste sicherstellen, dass die Qualität auch einwandfrei war. Es war zum Dahinschmelzen!

Eine solche Einrichtung war mit A b s t a n d eine der besten Neuerungen auf dem Land und trug auch wesentlich dazu bei, dass viele Menschen in dieser Begegnungsstätte einen Draht zueinander fanden.

Doch nach und nach wurde jeder Haushalt mit einer eigenen Gefrieranlage ausgestattet, und Ende der 1980er Jahre wurde unser Lebensmittelvorrat im wahrsten Sinne des Wortes zuhause „auf Eis gelegt".

Seither geht es heiß im Kühlhaus her - denn dort zog ein die Feuerwehr!